Schweizer Carrossiers
Die Schweiz hat eine beachtliche Tradition im Spezial-Carrosseriebau. Mit der allmählichen Verbreitung der Automobile ab 1900 stieg auch das Wagnerei-Gewerbe in das Geschäft mit Aufbauten für Motorwagen ein. Das Know-how stammte vom Kutschen- und Pferdewagenbau, der noch lange parallel dazu weiter betrieben wurde. Technischer und modischer Trendsetter war das höchst Auto-affine Frankreich, wo man für die Autocarrosserie ab 1910 eigenständige Formen entwickelte: Das Auto wurde zum noblen Stadtwagen, zum komfortablen Langstrecken-Kraftfahrzeug oder zum schnellen Rennsport-Gefährt, welche avantgardistische Herren und Damen auch selber fahren konnten.
Die Carrosserie sollte die Exklusivität, den Reichtum oder die sportliche Extravaganz urbaner Oberschichten zum Ausdruck bringen – es entwickelten sich spezifische ästhetische Kriterien und Standards.
Mit dem Absterben einer eigenständigen Schweizer PKW-Industrie im Auf- und Ab der Zwischenkriegszeit verlegte sich das Carrosserie-Gewerbe auf die massgeschneiderte Fertigung von Spezial-Carrosserien auf importierten Chassis für Kunden aus wohlhabenden Schichten.
Mit dem Aufkommen der selbsttragenden Carrosserien aus umgeformten, verschweissten Stahlblechen verschwand dieser Zweig des Gewerbes nach dem 2. Weltkrieg nahezu und man konzentrierte sich auf Um- und Aufbauten von Nutz- und Kommunalfahrzeugen. Als letzter Schweizer Carrossier schuf Hermann Graber in Wichtrach für eine anspruchsvolle Klientel bis in die 1960er Jahre formschöne Kreationen, die auch einen Max Bill begeisterten. Entdecken Sie hier die grossen Marken, die einst zur Schweizer Luxusproduktion gehörten.